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Lippenherpes Mit dem Erreger sind viele Menschen infiziert, doch nicht bei allen brechen die lästigen Bläschen aus. So können Betroffene die Abheilung beschleunigen.

Bei dem einen ist es ein wichtiger Geschäftstermin. Bei der anderen das erste Date. Genau dann fängt es an, das Kribbeln und Jucken, das einen Herpesausbruch ankündigt – immer wenn Bläschen an der Lippe das Letzte sind, was man braucht. Ausgelöst werden sie von Viren, meist vom Typ Herpes simplex 1. Diese sind hoch ansteckend und weit verbreitet, über 80 Prozent der Deutschen tragen sie in sich. Beim ersten Kontakt verursacht das Virus fast nie Probleme. Doch kaum im Körper angekommen, geht es auf Tauchstation, bevorzugt in Knoten der Nervenzellen im Gesichtsbereich. Ein perfektes Versteck, denn dort ist das Virus von körpereigenen Immunzellen geschützt – ein ganzes Menschenleben lang.

Eine Heilung gilt deshalb bisher als unmöglich. Ebenso wie eine Impfung: „Bei Herpesviren würde das hohe Risiko bestehen, dass sich auch Impfvirus lebenslang im Nervensystem einnistet“, erklärt Professor Andreas Sauerbrei vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie des Uniklinikums Jena.

Stress weckt das Virus

Aus seinem Schlummerzustand gerissen wird das Virus erst wieder durch bestimmt Reize. Stress etwa oder Infektionen. „Wenn dann die körpereigene Immonabwehr gestört ist, kann es zu einem Ausbruch kommen“, sagt Jürgen Reichling, Professor für Pharmazeutrische Biologie an der Uni Heidelberg. Kann – nicht muss. Denn obwohl so viele Menschen mit Herpesviren infiziert sind, erleben nur etwa 20 Prozent regelmäßige Ausbrüche.

Der Grund dafür liegt vermutlich im Erbgut. Wissenschaftler der Universität Edinburgh (Schottland) haben ein Gen identifiziert, dass offenbar eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Lippenherpes spielt. Dieses Gen erzeugt ein bestimmtes Prothein, das das Virus in Schach hält. Das Immunsystem von Menschen, bei denen das Gen verändert ist, hat im Virus nicht viel entgegenzusetzen. Ausbrüche lassen sich mit den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen leider nicht verhindern. Betroffene können lediglich versuchen, auf sich und ihr Immunsystem zu achten und Wege zu finden, um mit stressigen Situationen im Beruf oder Privatleben gut klarzukommen. Macht sich das Virus trotzdem bemerkbar, haben sich rezeptfreie Präparate mit den antiviralen Wirkstoffen Aciclovir und Penciclovir bewährt. Sie hemmen die Vermehrung des Virus und können mitunter die Abheilung der Bläschen beschleunigen. Allerdings gelingt das nur, wenn die Mittel früh eingesetzt werden, also möglichst bevor die ersten Bläschen zu sehen sind. Meist stecken die Wirkstoffe in Cremes, die mehrmals am Tag auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Alternativ können Betroffene eine Behandlung mit pflanzlichen Präparaten ausprobieren. Die Arzneien enthalten oft Melissen-Extrakt, der das Eindringen des Herpesvirus in Zellen verhindern soll. An dieser Stelle setzen auch spezielle Salben mit Zink an, die außerdem die Entzündung hemmen und angenehm kühlen.

In schweren Fällen, etwa bei chronisch Kranken mit einem schwachen Immunsystem oder bei Menschen, die öfter als fünf Mal im Jahr Lippenherpes bekommen, kann Aciclovir auch als Tablette verschrieben werden. Dauerbehandlungen sind jedoch die Ausnahme. „Nutzen und Nebenwirkungen müssen genau gegeneinander abgewogen werden“, sagt Experte Reichling.

Sonne lockt die Bläschen Der nächste Anlass, bei dem die Bläschen auftauchen, könnte übrigens der Sommerurlaub sein. Denn auch UV-Strahlen können das Virus wachkitzeln. Am besten Lippenbalsam mit hohem Lichtschutzfaktor einpacken, um einem Ausbruch vorzubeuen. Beim Relaxen am Strand kann man eine juckende Lippe nun wirklich nicht gebrauchen.

Bläschen richtig Behandeln:

Hygiene:

Offene Stellen nicht mit den Fingern berühren, um eine Übertragung des Virus zu vermeiden. Cremes lassen sich mit Wattestäbchen auftragen.

Heilung:

Herpespflaster können Wundsekret aufnehmen und fördern das Abheilen. Sie decken die unschönen Bläschen ab und lassen sich sogar überschminken.

Hausmittel:

Von angeblich hilfreichen Hausmitteln wie Zahnpasta raten Experten ausdrücklich ab. Sie trocknen die Haut aus, das Abheilen dauert länger.

Ein Artikel aus der Apotheken Umschau 15.Mai 2016 B von Julia Rudorf